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Die Zukunft der Einkaufsstraßen: Passantenzahlen nach Corona

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Die Begleiterscheinungen der Coronapandemie wirken auf die negativen Entwicklungen im stationären Einzelhandel wie ein Brandbeschleuniger. Die strukturellen Schwächen der stationären Einzelhändler haben nicht nur zu einem Rückgang der Passanten- und Kundenzahlen sowie des Umsatzes geführt, sondern auch zu vielen Insolvenzen. Ein robuster Aufholeffekt bei den Passantenzahlen ist 2021 bisher ausgeblieben: Die Konsumenten verschieben ihren Konsum zeitlich, auf andere Produktkategorien oder in die Onlinewelt. Außerdem verändern sich die Bedürfnisse und das Verhalten der Konsumenten. Diese Entwicklungen führen zu weiteren tiefgreifenden Veränderungen im stationären Einzelhandel, die zu Anpassungen zwingen.

Trend zu sinkenden Kundenfrequenzen schon vor Coronapandemie

Schon vor der Coronapandemie entwickelten sich die Passanten- und Kundenfrequenzen rückläufig. Eine im HDE-Zahlenspiegel 2020 veröffentlichte Umfrage diagnostizierte einen konstanten Rückgang der Kundenfrequenz für den Zeitraum zwischen 2015 und 2020. Bei der Umfrage wurden Einzelhändler gefragt, wie sich am Einzelhandelsstandort in den jeweils vergangenen zwei Jahren die Kundenfrequenz entwickelte.

Mindestens 56 % der Einzelhändler gaben in den unterschiedlichen Jahren an, dass die Kundenfrequenz in den vorangegangenen zwei Jahren gesunken oder sogar deutlich gesunken sei. Dagegen sprachen höchstens 18 % der Einzelhändler pro Erhebungsjahr von höheren oder sogar deutlich höheren Kundenfrequenzen. Diese Differenz zeigt, dass der Trend der sinkenden Kundenfrequenzen im stationären Einzelhandel schon vor der Coronapandemie deutlich spürbar war.

Aktuelle Frequenzmessungen zeigen schleppende Erholung der Passantenzahlen

Mittlerweile ist festzustellen, dass sich die durchschnittlichen Passantenzahlen in den Einkaufsstraßen und Shoppingcentern nach zwei langen Lockdowns noch längst nicht vollständig erholt haben. Während der Besucherrückgang in den ersten neun Wochen des Jahres 2021 bei jeweils über 80 % gegenüber den Vorjahreswochen lag, erholten sich die Passantenzahlen danach leicht.

Nach Veränderungsraten von über 40 % zwischen der 16. und 21. Kalenderwoche gab es erst ab der 22. Kalenderwoche 2021 wieder einstellige prozentuale Veränderungsraten im Vergleich zum Vorjahr. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Passantenzahlen in der 2. Jahreshälfte 2021 bisher keinen robusten Aufwärtstrend zeigen. Im Gegenteil: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Besucherfrequenzen laut Crosscan-Index sogar eher negativ. Von einem nachholenden Konsum der Konsumenten im stationären Einzelhandel kann bisher keine Rede sein.

Diesen Befund bestätigt auch die Analyse von Passantenzahlen in wichtigen deutschen Einkaufsstraßen durch Engel & Völkers Commercial. So lagen die Passantenfrequenzen in den Top-Einkaufslagen in 63 deutschen Städten für repräsentative Haupteinkaufszeiten im September 2021 nur 2,5 % über dem Vorjahreswert. Im Vergleich zum September 2019 dagegen beträgt das Minus 13,6 %. Der Schock der Coronapandemie hat somit zum signifikanten Sinken der Passantenzahlen in den wichtigsten Einkaufsstraßen geführt.

Die Entwicklung in den einzelnen Einkaufslagen ist allerdings recht unterschiedlich, da die Besucherfrequenzen auch stark von lokalen Gegebenheiten vor Ort abhängen. So spielen demografische Faktoren, der Branchenmix, die Verkehrsanbindung, die Attraktivität für Touristen, oder die Höhe der Anzahl der Büromitarbeiter in Standortnähe eine Rolle für die unterschiedliche Revitalisierung der Top-Einkaufslagen.

Veränderte Bedürfnisse und verändertes Verhalten der Konsumenten

Wichtige Erkenntnisse und Trends zur Zukunft der Einkaufsstraßen liefern Einzelhandelsstudien. So befragte die Unternehmensberatung Simon-Kucher im Rahmen einer Studie Konsumenten ganz konkret nach den Veränderungen der Bedeutung von Anlässen für Innenstadtbesuche.

Die repräsentative Studie aus dem März 2021 liefert Anhaltspunkte, wie Einzelhändler von der neuen Realität profitieren und für die Konsumenten attraktiv bleiben können. Laut Studie haben die sozialen Gesichtspunkte als Bedeutung für Innenstadtbesuche stark zugenommen. So spielen Treffen mit Freunden und Familie, die Nutzung von gastronomischen Angeboten oder die Teilnahme an besonderen Ereignissen und Veranstaltungen eine große Rolle.

Interessant: Die Innenstadt als sozialer Treffpunkt sowie Erlebnisort ist dabei nach der Coronapandemie sowohl für bisherige Internet- als auch für passionierte Innenstadt-Shopper von größerer Bedeutung. Aber auch die Unterstützung des lokalen Einzelhandels hat an Bedeutung als Anlass für Innenstadtbesuche stark gewonnen.

Die Studie offenbarte auch, dass die Konsumenten neue bzw. höhere Erwartungen an den Einzelhandel haben. So sind Sonderangebote und günstige Preise für viele Konsumenten wichtiger geworden. Außerdem legen sie mehr Wert auf eine große Auswahl, eine hohe Warenverfügbarkeit und kulante Rückgaberegelungen. Demzufolge ist festzuhalten, dass sich die Konsumenten an die Standards des Onlineshoppings gewöhnt haben, die stationäre Einzelhändler mittlerweile auch erfüllen müssen. Darüber hinaus müssen sie auch noch eine gute Einkaufsatmosphäre und eine fachliche-persönliche Beratung bieten, um für Kunden weiterhin attraktiv zu bleiben.

Zukunft der Einkaufsstraßen und Innenstädte

Die Coronapandemie hat den stationären Einzelhandel stark getroffen. Die obigen Daten verdeutlichen, dass es ein Zurück in die Vergangenheit nicht mehr geben wird. Der stationäre Einzelhandel kann einige Lehren aus den Daten ziehen. Einerseits sind noch mehr generelle Anstrengungen notwendig, um die Besucherfrequenz wieder zu steigern. Anderseits sollten die Trends und das veränderte Konsumentenverhalten bei zukünftigen strategischen und operativen Maßnahmen berücksichtigt werden.

Wenn die Innenstädte beispielsweise wieder vermehrt als soziale Treffpunkte dienen und Einkaufserlebnisse beliebt sind, dann müssen Einzelhändler die dafür notwendige Räume und Veranstaltungen anbieten und Konzepte implementieren. Attraktive Shoppingevents mit Freunden und Familie, durchdachte Serviceangebote, die Online-Offline-Verzahnung für hybride Lösungen und eine angenehme Wohlfühlatmosphäre sind ein Teil der Einzelhandelszukunft, um die Passantenzahlen wieder zu steigern.

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